Jahresrückblick 2021

11.01.2022

Sehr geehrte Universitätsmitglieder,
liebe Kolleg*innen, liebe Studierende,

erneut blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr zurück, das uns besonders viel abverlangt hat, in dem sich aber auch viel Erfreuliches entwickelt hat. Gerne möchte ich das bevorstehende Weihnachtsfest und den Jahreswechsel zum Anlass nehmen, Ihnen individuell persönlich, aber auch gemeinsam, von Herzen zu danken für Ihren Einsatz, Ihre Verbundenheit und Ihr Engagement für unsere Universität unter oftmals erneut sehr schwierigen Bedingungen.

CORONA-PANDEMIE UND IHRE FOLGEN
Das vergangene Jahr hat uns alle erneut große Anstrengungen gekostet, um den Universitätsbetrieb unter den Bedingungen der Corona-Pandemie weiterhin so gut wie nur eben möglich aufrecht zu erhalten – die Lehrenden in ihren Lehrveranstaltungen, die Studierenden in ihrem Studium, die Forschenden in ihren Projekten, die Kolleg*innen in Technik und Verwaltung in der Organisation der Universität unter ständig wechselnden Corona-Bedingungen. Allen gemeinsam waren oftmals hohe und höchste Belastungen. Gemeinsam mit allen Mitgliedern des Präsidiums bin ich Ihnen allen unendlich dankbar, dass wir auch dieses Jahr gemeinsam so gut geschafft haben – und dass wir uns durch die schwierigen Bedingungen nicht haben entmutigen lassen; dass wir aufeinander geachtet haben, so gut es möglich war; dass wir füreinander da waren wenn es notwendig war; dass wir Lehre und Forschung weiterhin fast ohne Einschränkungen gewährleisten konnten und dass wir damit für alle Universitätsmitglieder wie auch für die Gesellschaft insgesamt in schwierigen Zeiten einen ganz wichtigen Beitrag leisten konnten.

Die Pandemie wird uns noch eine ganze Zeit lang beschäftigen. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir diese Kultur des Vertrauens und der engen Zusammenarbeit auch weiterhin leben, stärken und weiterentwickeln können, und dass diese Kultur uns alle stärken kann, um mit der Pandemie und ihren Folgen auch in Zukunft bestmöglich umzugehen.

FORSCHUNG: ZUNEHMENDE PROFILIERUNG ALS DIE SOZIAL- UND GEISTESWISSENSCHAFTLICHE UNIVERSITÄT NIEDERSACHSENS
Nicht nur die Pandemie hat die Leuphana im vergangenen Jahr sehr geprägt; auch in der Forschung verzeichnete unsere Universität erneut eine sehr dynamische Entwicklung. Zunehmend wird deutlich, dass sich die Leuphana nicht nur – wie schon in der Vergangenheit – als Innovationsuniversität mit besonderem inter- und transdisziplinärem Profil entwickeln kann, sondern immer stärker auch in einer klassischen Fächerlogik. Zunehmend gelingt es uns, die Leuphana als herausragende Universität Niedersachsens für Geistes- und Sozialwissenschaften, besonders geprägt durch spezifische Verbindungen zu den Natur- und Ingenieurwissenschaften, zu etablieren. Auf diesem Entwicklungspfad sind wir auch 2021 in großen Schritten vorangekommen.

Im vergangenen Jahr war es der Leuphana erstmals gelungen, in das ShanghaiRanking der 1000 besten Universitäten weltweit aufgenommen zu werden. Auch in dem diesjährigen globalen Ranking akademischer Fächer ist die Leuphana wieder vertreten und erreicht insbesondere im niedersächsischen und deutschlandweiten Vergleich in nahezu allen Fächern, in denen wir vertreten sind, gute bis sehr gute Platzierungen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) führt die Leuphana in ihrem jüngsten Förderatlas der Geistes- und Sozialwissenschaften auf Platz 15 der 85 öffentlichen Universitäten Deutschlands, gemessen an der Leistung pro Wissenschaftler*in. Gleich mehrfach waren einzelne Wissenschaftler*innen der Leuphana 2021 auf vorderen Rängen anderer Rankings zu finden, unter anderem im diesjährigen Ökonomenrankings der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Dort belegt Prof. Dr. Claudia Kemfert, die seit dem Wintersemester 2020/21 die Professur für „Energiewirtschaft und Energiepolitik“ bei uns innehat, Rang 7 als erste Frau in der Gesamtwertung. Ihr folgt auf Rang 17 und als zweiteinflussreichste Ökonomin die Transformationsforscherin und Leuphana-Honorarprofessorin Dr. Maja Göpel. In der Kategorie Wissenschaft konnte Prof. Dr. Michael Frese vom Institut für Unternehmensentwicklung mit dem 5. Rang seine TOP-Platzierung halten. Und Prof. Dr. Berta Martin-Lopez zählt laut dem aktuellen „Highly Cited Researchers“-Report von Clarivate Analytics in ihrem Forschungsfeld zu den weltweit am häufigsten zitierten Forschenden.

Auch 2021 sind die Einwerbungen von Dritmitteln für Forschungsvorhaben weiter gestiegen. Und auch 2021 haben Forschende Projekte mit herausragend großen Fördersummen sowie in hochwettbewerblichen Kontexten eingeworben, hier stellvertretend für alle anderen Forschenden genannt: Prof. Dr. Beate Söntgen ist mit einem Teilprojekt am gerade neu eingerichteten DFG-Sonderforschungsbereich „Intervenierende Künste“ vertreten. Prof. Dr. Vicky Temperton untersucht als Projektleitung gemeinsam mit Verbundpartnern Konzepte zur Wiederherstellung von artenreichem Grünland in Deutschland in einem dreijährigen BMBF Projekt mit einem Fördervolumen Volumen von 1,3 Mio. Euro. Und das International Sustainable Chemistry Collaborative Center in Bonn, in dem Prof. Dr. Klaus Kümmerer federführend tätig ist, wird für die kommenden vier Jahren mit 1,7 Mio. Euro von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gefördert.

Auch institutionell tut sich einiges: Die Leuphana ist derzeit neben den Universitäten Göttingen, Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück erstmals aufgefordert, einen Antrag für ein mögliches Exzellenzcluster zum Thema „Disruption und Transformation als Epochensignatur des 21. Jahrhunderts“ und damit einen von nur drei sozial- und geisteswissenschaftlichen Anträgen in Niedersachsen auszuarbeiten – ein für unsere Universität neuer und sehr großer Schritt. Darüber hinaus wird die Leuphana ab 2022 mit einem neuen, von der VolkswagenStiftung geförderten „Institute for Advanced Studies in Culture and Society“ zukünftig eine von nur sehr wenigen Universitäten in Deutschland und nur zwei Orten in Niedersachsen mit einem Institute of Advanced Studies sein. Das geplante Institut soll die geistes- und sozialwissenschaftliche Ausrichtung der Leuphana stärken und wird über Fellowships internationale Wissenschaftler*innen nach Lüneburg bringen. Auch dies ist ein großer Schritt und besonderer Ausdruck des Vertrauens des Landes und der VolkswagenStiftung in unsere Universität. Ausführliche Informationen sowohl zum Exzellenzclusterantrag als auch zum neuen Instituts for Advanced Studies folgen im nächsten Jahr.

Nicht zuletzt dürfen wir uns auf die Gründung unserer neuen Fakultät Staatswissenschaft bzw. der Leuphana School of Public Affairs freuen. Nach ausführlichen Beratungen in allen Gremien wird die neue Fakultät die Fächer Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre vereinen und zum Sommersemester 2022 mit 12 derzeit ausgeschriebenen und neu zu besetzenden Professuren starten. Die Grundfrage der neuen Fakultät, wie Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Zukunft zusammenarbeiten müssen, hat durch die Corona-Pandemie eine besonders hohe Aktualität bekommen – die Leuphana kommt mit ihrer neuen Fakultät also genau zur richtigen Zeit. Weitere Informationen zur neuen Fakultät und auch zum neuen, von der Fakultät verantworteten Studiengang Rechtswissenschaft an der Graduate School, der erstmals in Deutschland sowohl einen Masterabschluss als auch den Zugang zum Staatsexamen Jura ermöglichen wird, finden Sie bereits auf unserer Webseite.

LEHRE: RÜCKKEHR IN PRÄSENZ UND WEITERHIN FLEXIBLER LEHRBETRIEB
Vermutlich für fast alle von Ihnen war es trotz aller Herausforderungen auch eine große Freude, dass wir zum Wintersemester zumindest für eine gewisse Zeit wieder zum Präsenzstudium zurückkehren konnten. Die persönlichen Begegnungen auf dem Campus, die Möglichkeit zu einem direkten Austausch und die aus zufälligen Begegnungen sich ergebenden Gespräche haben viele lange Zeit schmerzlich vermisst. Wir werden sehen, wie sich die kommenden Monate entwickeln und weiterhin in enger Abstimmung mit der Landesregierung und den anderen Hochschulen unseren Weg durch die Pandemie suchen – immer mit dem Ziel, so viel Präsenzlehre wie möglich zu organisieren, immer aber auch mit dem Ziel des Gesundheitsschutzes und eines verantwortbaren Universitätsbetriebs.

Als Reaktion auf die Corona-Pandemie hat es in der Lehre einen enormen Digitalisierungsschub gegeben. Schon heute ist absehbar, dass wir nicht einfach zur bisherigen Normalität zurückkehren werden. Das Studium in post-pandemischen Zeiten wird zweifellos wieder sehr stark durch Präsenz geprägt sein, aber zunehmend ergänzt werden durch neue digitale Formate. Welche positiven Erfahrungen aus den Online-Semestern wir dafür nutzen können, um den neuen Normalbetrieb anzureichern, daran arbeiten wir derzeit. Der Erfolg im Bundeswettbewerb der Stiftung Innovation in der Hochschullehre bietet dafür eine gute Basis: Mit dem Vorhaben „Leuphana: Digital Transformation Lab for Teaching and Learning“ (DigiTaL) und der Beteiligung am Verbundprojekt „Souver@nes Digitales Lehren und Lernen in Niedersachsen“ (SOUVER@N) ist es der Leuphana gelungen, Fördermittel von mehr als 4,6 Millionen Euro einzuwerben.

ORGANISATION: DYNAMISCHE ENTWICKLUNG UND DIGITALISIERUNG
Einen Digitalisierungsschub verzeichnen wir an der Leuphana nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Entwicklung unserer Organisation und der Digitalisierung unserer Prozesse. Wir arbeiten derzeit nicht nur an der Einführung eines neuen Campusmanagementsystems („Campus Online“), sondern auch an der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen (u.a. digitale Erfassung von Arbeitszeit, Urlaubs- und Krankmeldungen, digitale Rechnungsbearbeitung, digitale Reisekostenabrechnung, digitales Dokumenten- und Formularmanagement). Auch in der Forschung steht die Digitalisierung derzeit besonders im Fokus, u.a. in der Medienbeschaffung der Bibliothek, dem Forschungsdatenmanagement, dem Forschungsinformationssystem und der Publikationsstrategie (Open Access). Besonders bemerkenswert ist auch, dass derzeit in Zusammenarbeit aller niedersächsischen Hochschulen mit der Landesregierung unter dem Arbeitstitel „Hochschule.digital Niedersachsen“ erstmals eine umfassende Digitalisierungsstrategie für alle niedersächsischen Hochschulen entwickelt wird. Hier ist es – nicht zuletzt auch durch die Pandemie – zu einer neuen Dynamik gekommen, die wir für unsere Universität nutzen wollen. In diesem Zusammenhang will ich allen Mitarbeitenden in Technik und Verwaltung ganz besonders danken, die sich nicht nur im täglich operativen Geschäft, sondern auch in diesen strategischen Entwicklungs- und Digitalisierungsprozessen besonders um unsere Universität verdient machen.

Der Umgang mit der Pandemie wird unsere Gesellschaft auch im kommenden Jahr vor große Herausforderungen stellen. Damit umzugehen, die Probleme zu lösen und in der Krise auch Chancen zu erkennen, entspricht unserem Selbstverständnis: neue Wege beschreiten, Gewissheiten hinterfragen, innovative Lösungen finden und neue Erkenntnisse gewinnen. Ich freue mich, wenn wir es gemeinsam schaffen, unsere Universität in diesem Sinne auch im neuen Jahr in großen Schritten weiter voranzubringen.

Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen im Namen des gesamten Präsidiums und auch persönlich von Herzen alles Gute – in den kommenden Tagen erfreuliche und erholsame Weihnachts- und Urlaubstage im Kreise Ihrer Familie und Liebsten. Gemeinsam mit Ihnen hoffe ich, dass wir im neuen Jahr wieder mehr Gelegenheit zu persönlichen Begegnungen haben werden – und damit Gelegenheit zum direkten Austausch, der nicht nur für die inhaltliche Entwicklung unserer Universität, sondern auch menschlich und für das persönliche Miteinander so wichtig ist. Bleiben wir zuversichtlich.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr
Sascha Spoun
Präsident